Meine Seele so kalt: Ein Hörbuch, das mit seiner spannenden Geschichte gleichermaßen schockiert und fasziniert

Hand aufs Herz: Wie oft hat Sie ein Thriller in letzter Zeit wirklich überrascht? Ich meine nicht nur ein wenig unterhalten oder spannend durch einen Abend gebracht. Ich spreche von dieser seltenen Sorte Buch, die Sie fassungslos zurücklässt, bei der Sie das sprichwörtliche Buch (oder in diesem Fall das Handy) sinken lassen und denken: „Das hat sie nicht getan. Das kann nicht sein.“

Wenn Sie sich nach genau diesem Gefühl sehnen, dann lassen Sie mich Ihnen von einem Hörbuch erzählen, das mich noch Tage nach dem letzten Wort beschäftigt hat: 'Meine Seele so kalt' von Clare Mackintosh. Dies ist kein gewöhnlicher Kriminalroman. Dies ist eine emotionale Wucht.

Die Authentizität, die unter die Haut geht

Bevor wir in die Handlung eintauchen, müssen wir über die Autorin sprechen. Man spürt in jedem Satz, in jeder polizeilichen Ermittlung und in jeder emotionalen Regung eine fast schon beunruhigende Authentizität. Das ist kein Zufall.

Wie ich bei meinen Recherchen (und wie Sie vielleicht auch schon wussten) herausfand, ist Clare Mackintosh keine gewöhnliche Autorin. Sie war kein Gast auf einer Polizeiwache, um zu recherchieren.

Sie war die Polizei. Clare Mackintosh arbeitete 12 Jahre lang bei der britischen Kriminalpolizei (dem CID), bevor sie sich entschied, eine Auszeit zu nehmen und es mit dem Schreiben zu versuchen.

Man stelle sich das vor: Zwölf Jahre, in denen man die dunkelsten Seiten der menschlichen Natur aus nächster Nähe erlebt. Diese Erfahrung ist unbezahlbar und kann durch keine noch so gute Recherche ersetzt werden.

Es ist daher kein Wunder, dass ihr Debütroman 'Meine Seele so kalt' (im Original 'I Let You Go') sie zu Recht an die Spitze katapultierte. Heute ist sie die mehrfach preisgekrönte Autorin von fünf Sunday Times-Bestsellern.

Ihre Bücher, die in vierzig Sprachen übersetzt wurden, haben sich weltweit mehr als zwei Millionen Mal verkauft. Diese Frau weiß, wovon sie schreibt. Und genau das macht „Meine Seele so kalt“ so erschütternd echt.

Ein Albtraum, zwei Perspektiven

Die Geschichte beginnt mit einem Albtraum, den jede Mutter, jeder Vater, jeder Mensch mit Empathie fürchtet. Es ist ein regnerischer Novemberabend in Bristol. Der fünfjährige Jacob ist mit seiner Mutter auf dem Weg nach Hause.

Ein kurzer Moment, ein unachtsamer Augenblick – plötzlich reißt er sich los und stürmt auf die Straße. Das Auto, das wie aus dem Nichts erscheint und ihn erfasst, ist ebenso schnell wieder verschwunden. Fahrerflucht. Für den kleinen Jungen kommt jede Hilfe zu spät.

Von hier an erzählt Mackintosh die Geschichte meisterhaft aus zwei völlig getrennten Perspektiven:

1. Jenna: Wir folgen einer Frau, die vor den Trümmern ihres Lebens in das kleine, abgelegene Dorf Penfach in Wales flieht. Sie versucht, zur Ruhe zu kommen, sich ein neues Leben aufzubauen und ihre Dämonen zu bekämpfen.

2. Die Ermittler: Parallel dazu erleben wir in Bristol die zähe Polizeiarbeit von DI Ray Stevens und seiner Kollegin Kate Evans, die den Fall der Fahrerflucht untersuchen.

Realismus statt Klischee: Die Stärke der Autorin

Hier zahlt sich Mackintoshs Hintergrund als Polizistin voll aus. Wir erleben keine genialen Super-Cops, die durch eine einzige Erleuchtung den Fall lösen. Stattdessen spürt man die mühevolle Kleinarbeit der Recherchen.

Man leidet mit, wenn die Ermittler an frustrierenden Vorschriften oder falschen Spuren verzweifeln. Was mich besonders begeistert hat: DI Ray Stevens ist kein Klischee. Er ist kein vom Job frustrierter, zynischer Cop mit Alkoholproblem.

Er ist ein normaler Mensch, der versucht, einen guten Job zu machen, auch wenn sein Privatleben (das angenehm wenig Raum einnimmt) darunter leidet. Allein das ist schon erfrischend anders.

Das Hörerlebnis: Wenn Stimmen unter die Haut gehen

Ich habe 'Meine Seele so kalt' als Hörbuch gehört, und ich bin überzeugt, dass dies die intensivste Art ist, diese Geschichte zu erleben. Die Produktion wird durch das brillante Sprecher-Trio Sabina Godec, Philipp Schepmann und Thomas Balou Martin zum Leben erweckt.

Sie leisten hervorragende Arbeit, indem sie den unterschiedlichen Perspektiven jeweils eine eigene, glaubwürdige Stimme geben. Wenn man die Verzweiflung in Jennas Stimme hört, die professionelle Anspannung bei den Ermittlern oder die unheilvollen Untertöne anderer Charaktere, kriecht die Geschichte direkt unter die Haut.

In einer Spieldauer von 7 Stunden und 45 Minuten schaffen sie es, eine Atmosphäre aufzubauen, der man sich nicht entziehen kann. Man ist nicht nur Beobachter; man ist mittendrin im Schmerz, in der Trauer und in der Jagd.

Der Twist. (Ja, der Twist.)

Die Spannung baut sich langsam auf. Man spürt, dass etwas nicht stimmt, und ich gebe zu, manche Situationen kamen mir anfangs ein bisschen merkwürdig vor.

Und dann.

Am Ende des ersten Teils der Geschichte schlägt das Buch zu. Es gibt eine Wendung, die so völlig überraschend, so genial konstruiert ist, dass ich fassungslos war.

Ich spreche von einem Twist, mit dem ich niemals gerechnet hätte. Er stellt alles auf den Kopf, was man zu wissen glaubte, und beseitigt auf einen Schlag all die kleinen Unklarheiten, die einen zuvor gestört haben.

Von diesem Moment an konnte ich das Hörbuch nicht mehr stoppen. Ich musste wissen, wie das Ganleicheze ausgeht. Dieser zweite Teil der Geschichte ist es auch, der einen emotional aufwühlt, der wütend macht und zutiefst berührt.

Charaktere, die man liebt (und hasst)

Die Geschichte lebt von ihren Charakteren. Mit Jenna wurde ich anfangs nicht sofort warm, aber das ändert sich. Ihre Entwicklung ist unglaublich, und am Ende habe ich einfach nur noch gehofft und gebangt, dass alles gut für sie ausgeht.

Ray mochte ich als Ermittler, auch wenn ich ihm manchmal gerne zugerufen hätte, dass er seine Arbeit nicht jedes Mal seiner Familie vorziehen sollte.

Dann gibt es da noch die wundervollen Nebencharaktere wie Patrick, Bethan und den kleinen Beau, die man sofort ins Herz schließt.

Und Ian? Tja, Ian habe ich die Pest an den Hals gewünscht. Mehr kann man dazu (spoilerfrei) nicht sagen.

Fazit: Ein Muss für jeden Thriller-Fan

'Meine Seele so kalt' ist ein brillanter Thriller. Er besticht nicht durch pausenlose Action, sondern durch psychologische Tiefe, einen genialen Verlauf der Handlung und einen fesselnden Schreibstil, der unter die Haut geht.

Wenn Sie ein Hörbuch suchen, das Sie nicht nur unterhält, sondern Sie herausfordert, mitfiebern lässt und Ihnen das Herz bricht, nur um es auf die unerwartetste Weise wieder zusammenzusetzen, dann ist dies Ihre nächste Entdeckung. Absolut lesens- und hörenswert!

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