Eine Alchemisten-Odyssee in Bradford: Die "Athanor Academy" im Detail (Hörbuch 1-3)! Ausführlicher Beitrag zur Reihe von Lilly Labord

Für alle, die nach einem neuen, fesselnden Hörerlebnis suchen, das die Magie von Akademien und verborgenen Welten einfängt: Die 'Athanor Academy' ist laut Gastautor ZeroDot1 ein echter Geheimtipp. Wer die großen Fantasy-Hörbücher bereits verschlungen hat und bereit für eine neue, schnelllebige und in sich abgeschlossene Trilogie ist, wird hier fündig. Die Reihe bietet eine umfangreiche Welt, die sich perfekt für den auditiven Genuss eignet.

Vorwort: Magische Abenteuer für alle Fantasy-Hörer

Als langjähriger Geschichtenerzähler und begeisterter Hörer von Hörbüchern und Hörspielen nähere ich mich jeder neuen Fantasy-Reihe mit großer Neugier und einem Blick für gut durchdachte Erzählstrukturen.

Die Fähigkeit, den Hörer allein durch das gesprochene Wort zu fesseln, ist eine Kunstform, die ein solides Fundament, starke Charaktere und eine packende Inszenierung erfordert. Die Hörbuchreihe 'The Athanor Academy' von Lilly Labord hat mich über auf eine Reise in eine magische Welt entführt.

Über ihre ersten drei Bände, veröffentlicht bei 'SAGA Egmont', hinweg entwickelt sich ein Werk, dessen Kern nicht die Zauberei aus dem Lehrbuch, sondern die alte, geheimnisvolle Wissenschaft der Alchemie und Zaubertrankbrauerei ist.

Im Folgenden werde ich die Stärken, die Entwicklung und die auditive Qualität dieser abgeschlossenen Trilogie detailliert untersuchen und dabei stets die Perspektive der erzählerischen Dynamik einfließen lassen.

I. Das Fundament der Reihe: Welt, Ton und Prämisse

Bevor wir uns den einzelnen Bänden zuwenden, ist es essenziell, das Setting und den erzählerischen Ansatz von 'The Athanor Academy' zu würdigen. Die Reihe positioniert sich im Genre der Urban Fantasy, wobei sie eine geheime magische Gemeinschaft in das moderne Großbritannien, primär Bradford, verpflanzt.

Die Verortung im Genre und der Alchemie-Fokus

Im Gegensatz zu vielen zeitgenössischen Fantasy-Werken, die sich auf Elementarmagie oder komplexe Zaubersprüche stützen, wählt Labord die Alchemie als zentrales magisches Element. Dieser Fokus ist erfrischend und verleiht der Akademie und der gesamten Welt eine greifbare, fast wissenschaftliche Erdung.

Das ist eine notwendige Komponente für die Glaubwürdigkeit des Genres. Alchemie ist nicht nur Magie; sie ist Rezeptur, Präzision, Chemie und Gefahr. Sie erfordert nicht nur Talent, sondern auch Fleiß und Kenntnis der Inhaltsstoffe.

Dieser Kniff ist erzählerisch stark, da er unmittelbar ein klares Regelwerk schafft. Die Hörer müssen keine endlosen Zauberspruchlisten lernen; stattdessen verstehen sie, dass Erfolg oder Misserfolg von den genauen Schritten im Kessel abhängen. Das gibt der Protagonistin, Eileen, eine logische und nachvollziehbare Lernkurve.

Der Ton der Erzählung ist von Anfang an freundlich, jugendlich und direkt, was zur Hauptfigur passt. Er wird jedoch schrittweise ernster und sachlicher, je dunkler die Bedrohung im Verlauf der Bände wird. Diese evolutionäre Stilverschiebung sorgt dafür, dass die Geschichte mit ihrer Heldin reift.

Die Ungeplante Heldin: Eileens Startpunkt

Die Protagonistin Eileen Broadcastle ist der Anker dieser Geschichte, und ihre Einführung im ersten Band ist klassisch für das Genre: das "Muggelleben" wird durch eine plötzliche, unerklärliche Wendung zerrissen. Ihre Verwechslung mit der Erbin eines großen Zaubertrank-Meisters, Ernest Broadcastles, liefert den perfekten Katalysator.

Der narrative Hook liegt hier in Eileens größtem Wunsch, der abrupten Zerstörung ihrer Lebenspläne. Sie will Politikwissenschaft in London studieren; stattdessen wird sie nach Bradford entführt und soll Alchemie lernen.

Ihr Widerwille macht sie sofort sympathisch und verhindert, dass die Geschichte in einen sofortigen "Ich liebe Magie!"-Tropus verfällt. Ihre Motivation ist anfänglich rein eigennützig – sie will das Chaos beenden und zurückkehren.

Diese Haltung verleiht ihren anfänglichen Entscheidungen, insbesondere dem Wunsch nach einem Liebestrank, eine nachvollziehbare, menschliche Note, die den Konflikt des ersten Bandes zündet.

II. Band 1: Mit Liebestränken spielt man nicht... (4 Std. 52 Min.)

Der erste Band dient der Exposition und Charakterentwicklung. Er etabliert die Regeln der magischen Welt und, am wichtigsten, die Dynamik zwischen den Hauptcharakteren.

Der Zauber der Entdeckung und die Charakterkonstellation

Die fast fünfstündige Spieldauer wird genutzt, um Eileen in die Athanor Academy einzuführen. Die Akademie selbst, die als geheime englische Institution beschrieben wird, weckt sofort Assoziationen mit berühmten magischen Schulen, schafft es aber durch den Fokus auf Kessel, Kräuter und Elixiere, einen eigenen Charme zu entwickeln.

Die anfängliche Fish-out-of-Water-Erfahrung von Eileen ist der Motor der Geschichte. Sie wird von einem Moment auf den anderen aus ihrem normalen Leben gerissen und muss nicht nur lernen, wie man braut, sondern auch, wie man in einer Welt voller Magier überlebt, die sie entweder fangen oder nutzen wollen.

Der wichtigste Charakter, der in dieser Phase eingeführt wird, ist Zuko Hitoshi, Eileens Retter. Die Beziehung zwischen Zuko und Eileen bildet den emotionalen Kern der Reihe.

Die Dynamik des ersten Bandes ist klassisch Slow-Burn-Romance:
    1. Die Anziehung: Eileen ist sofort fasziniert, ihr Herz schlägt höher.
    2. Die Barriere: Zuko ist distanziert, professionell, fast abweisend.
    3. Der Katalysator: Eileen greift zum verbotenen Werkzeug – dem Liebestrank – um die Barriere zu überwinden.

Die Entscheidende Fehlentscheidung und der Plot-Twist

Die Krise des ersten Bandes dreht sich um Eileens Impulsivität und ihre mangelnde Kenntnis der alchemistischen Konsequenzen. Ihr Versuch, Zukos Gefühle magisch zu manipulieren, ist nicht nur moralisch fragwürdig, sondern, und das ist narrativ entscheidend, ein Fehlschlag mit unvorhergesehenen Nebenwirkungen.

Narrativ ist eine Protagonisten-Fehlentscheidung, die eine Kettenreaktion auslöst, oft der stärkste Erzählgriff. Hier wird die Liebesgeschichte zur Quelle des eigentlichen Konflikts.

Die Einführung der dunklen Seite, die Magier, die Eileen entführen wollten, wird zunächst subtil gehalten, fokussiert sich aber bald auf die Bedrohung durch die sich ausbreitende Finsternis. Die Geschichte schafft es, die persönliche Fehde um einen Jungen mit einer globalen magischen Bedrohung zu verweben.

Das erhöht den Einsatz dramatisch. Die auditive Umsetzung ist in diesem Band entscheidend. Die Sprecherin muss Eileens anfängliche Verwirrung, ihren jugendlichen Trotz und ihre aufkeimende Verliebtheit glaubhaft vermitteln.

Gelingt dies, wird der Hörer schnell in Eileens emotionale Achterbahnfahrt hineingezogen. Die Länge erlaubt es, die anfänglichen Lektionen in Alchemie in einem angemessenen Tempo zu vermitteln, ohne zu überstürzen.

III. Band 2: Es ist nicht alles Gold, was glänzt (3 Std. 29 Min.)

Der zweite Band ist deutlich kürzer und dient als klassischer "Brückenband" in der Trilogie, der die Einsätze erhöht und die Protagonistin in die Welt der Verantwortung zwingt. Die anfängliche Romantik wird durch Härteprüfungen auf die Probe gestellt.

Der Preis des Erfolgs und die Konfrontation

Eileen hat im ersten Band nicht nur die Liebe, sondern auch einen Platz in der Akademie gewonnen – unerwartet als Dozentin. Diese neue Rolle als Lehrende, während sie selbst noch eine Anfängerin ist, schafft eine herrliche Quelle für Ironie und Spannung.

Doch das Glück ist von kurzer Dauer. Die Konsequenzen des Liebestrank-Debakels aus Band 1 holen sie ein. Der Mann, der den Trank abbekommen hat, wird zum unkontrollierbaren Faktor. Dies ist ein ausgezeichnetes Beispiel für eine konsistente Erzählung: Handlungen haben Konsequenzen, auch wenn die unmittelbare Krise gelöst schien.

Narrativ gesehen nimmt die Geschichte hier Fahrt auf. Eileen wird von der Schülerin zur Akteurin, und ihre Beziehung zu Zuko wird einem Realitätscheck unterzogen. Die anfängliche magische Verliebtheit weicht dem alltäglichen Stress und der Gefahr, was die Bindung der beiden auf eine reifere Ebene hebt.

Der Titel „Es ist nicht alles Gold, was glänzt“ spielt perfekt auf die Illusionen an, die in Band 1 entstanden sind – das vermeintlich perfekte neue Leben entpuppt sich als eines voller neuer, gefährlicher Verpflichtungen.

Eskalation und Isolation

Die Bedrohung durch die Schwarzmagier (PRISMA) tritt in Band 2 direkt in Erscheinung. Eileen wird zunehmend isoliert und muss sich alleine mächtigen Gegnern stellen. Diese Isolation ist ein cleverer Schritt, um ihre Abhängigkeit von Zuko und der Akademie zu reduzieren und ihre Selbstständigkeit zu fördern.

Nur wenn sie alleine kämpft, kann sie wirklich als Heldin reifen. Die auditive Vermittlung von Bedrohung ist für den Hörer entscheidend. In diesem Band muss die Sprecherin eine spürbare Steigerung von Angst, Entschlossenheit und Wut vermitteln.

Die kürzere Spieldauer impliziert ein höheres Tempo; es gibt weniger Zeit für gemütliche Schulstunden und mehr Raum für Action und dramatische Konfrontationen. Der Hörer wird förmlich durch die Geschichte gejagt, was eine angenehme Tempowechsel zum ersten, exposé-lastigeren Band darstellt.

Die Geschichte beginnt hier, die größeren Geheimnisse um Eileens Herkunft und die Identität ihres Onkels, Ernest Broadcastles, zu enthüllen. Das ist der Moment, in dem die persönlichen Einsätze mit den politischen der magischen Welt verschmelzen.

IV. Band 3: Wenn es nicht gut ist, ist es nicht das Ende (4 Std. 27 Min.)

Der abschließende Band der Trilogie bringt die Handlungsstränge zusammen, beantwortet die offenen Fragen und liefert den Showdown, der in den ersten beiden Bänden aufgebaut wurde.

Der Große Knall: Infiltration und Identitätskrise

Der dritte Band beginnt mit der schmerzhaften Erkenntnis: Die scheinbare Beruhigung war nur die Ruhe vor dem Sturm. PRISMA, die schwarzmagische Organisation, ist nicht abgewehrt, sondern infiltriert die Akademie.

Das Setting, das einst ein Zufluchtsort war, wird zur Kampfzone. Dieses Motiv der "heiligen Stätte, die befleckt wird", ist ein mächtiges narratives Werkzeug und sorgt für ein Gefühl der Dringlichkeit.
Eileens Identitätskrise steht im Mittelpunkt dieses Finales.

    1. Die Erbin-Frage: Ist sie wirklich Ernest Broadcastles' Nichte, oder wurde sie nur instrumentalisiert?
    2. Die Doppelgängerin: Die Entdeckung, dass jemand unter ihrem Namen in ihrer alten Wohnung lebt, führt die Bedrohung zurück in ihre ursprüngliche, nicht-magische Welt und zwingt Eileen, die Illusion ihrer Vergangenheit zu hinterfragen.

Diese Fragen zwingen Eileen, ihre Identität aktiv zu wählen, anstatt sie zugewiesen zu bekommen. Ihre Entwicklung von der widerwilligen Studentin zur entscheidungsfreudigen Kämpferin ist nun abgeschlossen.

Opfer, Rettung und die Unerwartete Wende

Die dramatischste Sequenz ist die Explosion im Gewölbe, die Zuko zu einer gefährlichen Rettungsmission zwingt. Hier manifestiert sich der Höhepunkt der Liebesgeschichte: Es geht nicht mehr um Liebestränke, sondern um selbstloses Handeln und den ultimativen Einsatz für den anderen.

Der Wendepunkt des Bandes ist die Auflösung, die auf Eileens anfängliche "Fehlentscheidung" aus Band 1 zurückgreift. Das ist erzählerisch exzellent. Es gibt nichts Befriedigenderes, als wenn ein scheinbar unbeholfener Anfang zur Rettung im Finale wird.

Es unterstreicht die Botschaft, dass es in der Alchemie wie im Leben keine reinen Fehler gibt, sondern nur unvorhergesehene Reaktionen. Der Titel "Wenn es nicht gut ist, ist es nicht das Ende" ist Programm und dient als thematisches Motto für das Durchhaltevermögen der Protagonisten.

Er verspricht, dass selbst im Angesicht der scheinbaren Niederlage (dem Untergang der Akademie) der Kampf nicht vorbei ist. Das Finale muss alle Fäden der Hörbuchserie zusammenführen: die Beziehung, die alchemistische Fähigkeit, die Bedrohung durch PRISMA und die Wahrheit über Eileens Familie.

Die Spieldauer von über viereinhalb Stunden gibt dem Showdown und der nachfolgenden Auflösung genügend Raum zum Atmen.

V. Die Auditive Erfahrung: Die Stimme der Akademie und Hörerhinweise

Für Hörer von Hörspielen und Hörbüchern ist die rein auditive Qualität von größter Bedeutung. Selbst die beste Geschichte kann durch eine schlechte Produktion entwertet werden.

Sprecherin: Wiebke Bierwag

Alle drei Bände von 'The Athanor Academy' werden von Wiebke Bierwag gelesen. Ihre Leistung ist entscheidend für die Immersion in Eileens Welt. Sie porträtiert Eileens Charakter über alle Nuancen hinweg – von ihrem anfänglichen Zynismus über ihren jugendlichen Trotz bis hin zu ihrer späteren Entschlossenheit.

Frau Bierwag verleiht der Protagonistin eine jugendliche, aber nicht naive Stimme, die den Hörer durch Eileens emotionale Achterbahnfahrt führt. Ein guter Vortrag zeichnet sich hier durch Konsistenz in der Darstellung der Hauptfigur und emotionale Variabilität aus.

Wichtiger Hörerhinweis zur Edition

Es ist unerlässlich, zukünftige Hörer auf ein bekanntes Problem hinzuweisen: Der bei Audible angebotene Sammelband ('The Athanor Academy' Hörbuch, ASIN B0FR5626MS) ist nach Nutzerberichten fehlerhaft und unvollständig, wobei Teile der Hörbücher fehlen.

Als jemand, der Wert auf ein makelloses Hörerlebnis legt, rate ich dringend dazu, die drei Einzelbände separat zu erwerben, bis der Anbieter das Problem mit der fehlerhaften Sammeledition behoben hat.

VI. Fazit und Resümee: Ein gelungenes Fantasy-Trio

Die ersten drei Bände von 'The Athanor Academy' bieten eine überzeugende, in sich abgeschlossene Staffel einer Urban-Fantasy-Geschichte. Die Reihe überzeugt durch:
    1. Ein einzigartiges magisches System: Der Fokus auf Alchemie und Zaubertränke bietet einen frischen und logischen Rahmen.
    2. Glaubwürdige Charakterentwicklung: Eileen wächst von der unwissenden Studentin zur verantwortungsbewussten Kämpferin heran.
    3. Hervorragendes Pacing: Die Geschichte eskaliert logisch von einer privaten Romanze zu einer globalen Bedrohung, wobei jeder Band eine klar definierte Krise löst.
    4. Narrative Konsequenz: Der entscheidende "Fehler" aus Band 1 wird im Finale von Band 3 zur Lösung – ein Zeichen für durchdachtes, langfristiges Storytelling.
    5. Starke Auditive Leistung: Die durchgängige Lesung von Wiebke Bierwag sorgt für eine konsistente und emotionale Führung durch Eileens Perspektive.

Für Hörer, die Fantasy-Akademien, starke, wenn auch unvollkommene Protagonistinnen und Geschichten mit einem klaren Fokus auf Konsequenzen und emotionaler Tiefe schätzen, ist diese Hörbuch-Trilogie eine klare Empfehlung. Die Handlung um Eileen und Zuko ist abgeschlossen, und der letzte Trank ist gebraut.

Mehr Infos: https://sagade.publica.la/library/filter?author=labord-lilly