Eine Hardcore-Band mit deutschen Texten? Da braucht es als Antwort: Tausend Löwen unter Feinden! Im April 2025 wurde deren neuen Album 'Karma' veröffentlicht. Kein Wunder, dass der Podcast 'Nico Bota Rocks' auch die Vorgeschichte aufgreift und tief in die Bands-Vergangenheit der Mitglieder taucht – Ryker’s, Still Screaming, Brightside. Gab’s da nicht auch 1997 was von mir in der unclesally*s?
Fangen wir mal damit an, wer alles zu Tausend Löwen unter Feinden (TLUF - offizielle Webseite öffnet wie alle Links in neuem Fenster!) gehört. Dabei ist die Antwort gar nicht so klar, da es eher wie ein Kollektiv angelegt ist und scheinbar das mit der 1000 ernst gemeint ist.
Gegründet wurden die Löwen jedenfalls von Sänger Matthias Sandmann („Matzo“) von Still Screaming. Nico Bota lässt sich von ihm deshalb in der Folge 56 bei seinem Podcast erst mal aufzählen, wer alles Mitglied ist.
Ich habe das mal aus verschiedenen Quellen (Discogs, Apple Music, Frontstage, ...) ergänzt. Dennis Müller singt als zweite Stimme mit. Schlagzeuger ist Yannick Potarczyk und Bassist Sven Klaiber, der es sogar schon in die Trading Cards Sets von Konzert-Fotografien bei Sounds of Resistance geschafft hat.
Bastian Lindenau spielt beim Stück 'Vergebung' Klavier. Früher war er Gitarrist bei TLUF und Bassist bei Still Screaming, wie ich aus dem Online-Interview mit awayfromlife.com erfahren habe. Dafür ist Daniel Caramia als Ergänzung zum anderen Gitarristen Tim Marxcore dazu gekommen.
Gut gebrüllt, ihr 1000 Löwen!
Im Online-Interview 2010 von Still Screaming fürs OX-Fanzine wählte der Autor (Joachim Hiller) als Überschrift „Gut gebrüllt, Löwe“! Ob das auch eine Inspirationsquelle war? Der Grundgedanke war dann 2014, die Songtexte auch mal auf deutsch zu schreiben: „Es ist einfach noch mal was anderes – authentischer – in der eigenen Sprache Texte zu schreiben. Dann haben wir mit der 'Licht'-EP angefangen. Das ist über zehn Jahre her.“
Sven erwähnt im Interview, dass 'Karma' ein Konzeptalbum sei. Erklären darf das dann aber wieder Matzo: „Wenn man sich unsere Alben insgesamt anschaut, war 'Machtwort' der Lebensweg eines Menschen. Bei 'Zwischenwelt' war die Komplexität das Thema, die von außen immer weiter zunimmt. Und 'Karma' ist jetzt der nächste Step.“
Als erstes Video wurde eine Zusammenstellung der drei Stücke 'Urteil - Vergebung - Stein' veröffentlicht, die mit Bildern vom Holocaust unterlegt wurde: „Da wird das Thema aufgegriffen: Was haben wir aus der Vergangenheit gelernt? Oder was haben wir nicht gelernt? Und was glauben wir, wenn wir jetzt wieder anfangen, rechte Parteien zu wählen? Was ist Ursache und Wirkung?"
Es ging TLUF nicht darum, die eingängigsten Nummern zu nehmen, sondern eben ein Statement zu setzen: 1000 gegen rechts! Es geht aber darüber auch hinaus: „Wir nehmen das Prinzip von Ursache-Wirkung und sagen, dass das etwas ist, das feststeht. Das ist einfach. Da gibt es nicht viel daran herumzudeuten."
„Wenn ich mich schlecht verhalte einem anderen Menschen gegenüber, wird es wahrscheinlich passieren, dass er mir auch nicht freundlich gesinnt ist", erklärt das Matzo im Kleinen, um es dann auch eine andere Ebene zu setzen. „Genauso ist es bei einer Gesellschaft oder unserem Planeten gegenüber. wenn wir ihn ausrauben, dann wird irgendwann nichts mehr übrig bleiben."
Always look on the Brightside of life
Als zweiter Sänger ist Dennis „Sergeant D.“ Müller von Still Screaming übrigens erst 2021 fest bei TLUF eingestiegen, nachdem er schon davor ab und zu dabei war. Davor war er sechs Jahre bei Ryker’s und Mitte der Neunziger bei Brightside.
Mit Brightside verbindet mich noch eine persönliche Geschichte. Im unclesally*s Magazin 02/1997 stellte ich deren 'No Policy EP' vor: „Das Leben im Kasseler 'Ghetto' scheint echt hart zu sein, denn mehr als eine Minute lässt sich Dennis selten Zeit, um seine Statements über Poser ('Gate Crashers'), Polente ('Public Defender') und ander P*sser ('Warzone') ins Mikro zu brüllen.“
Das brachte mir direkt einen herrlichen Leserbrief von einem Peter ein: „Hallöchen ihr Onkel und Tanten, […] warum hackt ihr eigentlich so auf Warzone rum? Dass HolK sie als P*sser bezeichnete, hat mir ein Kumpel schon erzählt.“
Natürlich ging es in meiner Kritik nicht um die 1983 gegründete Band, sondern den gleichnamigen Song (1981) von Henry Rollins und seiner Band State of Alert. Den hatten Brightside eben gecovert und damit gegen Stresser im Club gefeuert: „Here they come, club owners beware./ They're not welcome but they don't care./ They're gonna rip this place apart./ Thrash from the finish, thrash from the start.“
Brightside waren anders drauf. Deswegen beendete ich auch meine Kritik mit folgenden Worten: „Für Leute mit Konzentrationsschwäche sind die 12 Minuten genau die richtige Dröhnung. Allen anderen, die auf lockere Partystimmung stehen, sei der nächste Auftritt […] im SO36 ans Herz gelegt.“
Auftritte von Tausend Löwen unter Feinden stehen demnächst übrigens auch noch an:
- 26.09.2025: Club Vaudeville, Lindau (mit Rawside, Unified Move + Goodbye Grief)
- 27.09.2025: Kofmehl, Solothurn (CH)
- 17.10.2025: mittendrin Kulturzentrum, Walsrode (mit Out Of Step + To The Wire)
- 18.10.2025: Monkeys Music Club, Hamburg (to be confirmed)
- 25.04.2026: Pub Brawl Vol III, Braunlage (to be confirmed)
In diesem Sinne: „Hört die Signale! Auf zum letzten Gefecht!/ Die Internationale erkämpft das Menschenrecht!“
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