Bekannt ist Rosa von Praunheim vor allem für seine Filme. Dass er auch das Hörspiel ’Adonis in New York’ neben ein paar wenigen weiteren gemacht hat, wird da leicht übersehen. Dabei ist es nicht nur ein interessantes Zeitdokument von 1987 über AIDS, sondern durchaus auch „handwerklich“ gut gemacht und hörenswert!
„Warum kann ich nicht helfen, Leben zu retten? Von meinen Erfahrungen in New York berichten und aktiv helfen, AIDS zu verhindern? Man lacht mich aus“, fasst Rosa von Praunheim einmal frustriert im Hörspiel zusammen, dass in Deutschland die relativ neue Krankheit nicht ernst genug genommen würde.Zwar hatte er mit ’Ein Virus kennt keine Moral’ schon 1986 AIDS filmisch thematisiert, aber das war ihm definitiv nicht genug. So entstand die Idee zu ’Adonis in New York’. Dabei geht es nicht um den griechischen Gott der Schönheit, sondern Praunheims damals neu kennengelernten Freund.
Adonis will ihm nur nach New York folgen, wenn der berühmte Regisseur einen AIDS-Test macht. Was einerseits natürlich verständlich und richtig ist, löst andererseits aber auch Ängste aus, wie Rosa von Praunheim gesteht: „Wer will schon wissen, dass er nicht unsterblich ist?“
Das Hörspiel wird so auch zu einer persönlichen Dokumentation über diese Beziehung. Vom langsamen Kennenlernen über Liebe, Leidenschaft und Eifersucht bis hin zum Tag des Abschieds, an dem Adonis wieder abreist.
Don’t talk just kiss – oder eben in diesem Hörspiel andersrum
Dem Bayerischen Rundfunk war dabei – wie ’Der Spiegel’ damals geschrieben hat – „… eine zart lautmalende Kußszene zwischen Rosa und seinem jungen griechischen Freund ...“ dann doch zu viel und ließ sie herausschneiden.
Für Deutschlandfunk Kultur führte Johannes Nichelmann 2020 ein Werkstattgespräch zum Hörspiel mit Rosa von Praunheim, das noch ein paar interessante Hintergründe dazu klärt. Thema ist dabei auch, inwieweit sich Parallelen zwischen der Corona-Pandemie und AIDS ziehen lassen.
Schön am Hörspiel ist auch, wie verschiedene Songs eingesetzt werden. So ist der Countertenor Klaus Nomi zu hören, der 1983 als einer der ersten Prominenten an AIDS gestorben ist. Bette Midlers ’The Rose’ wird eingesetzt, weil sie es auf der Beerdigung eines Freundes gesungen hat.
Und Romanovsky & Phillips liefern mit dem Titel und Refrain ihres Songs ganz am Ende eine wichtige Botschaft. Liebe, Sex und Zärtlichkeit sind erfüllend, aber dabei sollte man(n) nicht vergessen, auch das Gehirn zu nutzen: „Don’t use your penis for a brain.“
Mehr Infos, Free Download und Free Stream: https://www.hoerspielundfeature.de/dokumentarhoerspiel-ueber-aids-von-rosa-von-praunheim-100.html
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