Die Aufgabe für Tag 21 bei der Mitmach-Aktion #IndieBuchtober lautet, „herbstliche/schaurige Lyrik“ zu präsentieren. Also habe ich geschaut, welchen Gedichtvortrag ich dafür finden könnte. Was passt da besser als 'Der Rabe' von Edgar Allan Poe?
Wer gerne mal das englischsprachige Original hören würde, wird zum Beispiel auf der Doppel-CD 'Visionen' fündig. Zugegebenermaßen fällt diese Produktion nicht gerade in die Kategorie „Indie“. Aber die Regisseure Simon Bertling und Christian Hagitte der Hörspielserie 'Edgar Allan Poe' vom Verlag 'Lübbe Audio' verpflichteten dafür niemand geringeren als Christopher Lee, der das Ganze mit seiner markanten Stimme großartig vorträgt.
Ihren Hauptdarsteller aus der Hörspielserie, Ulrich Pleitgen, lassen sie dagegen eine deutschsprachige Interpretation zu den Klängen des Berliner Filmorchesters darbieten. Zurückgegriffen wurde dafür auf die Neubearbeitung von Hans Wollschläger, die er nach diversen Vorgänger*innen erst 121 Jahre nach Erscheinen des Gedichts im Jahre 1966 übersetzte.
Als Christopher Lee am 7. Juni 2015 im Alter von 93 Jahren verstorben ist, entschied sich 'Lübbe Audio' dazu, seinen Vortrag als Free Download zur Verfügung zu stellen. Auf der Webseite gibt es zudem seine deutschsprachige (!) Lesung von 'Ein Traum in einem Traum', sein gesungenes 'Elenore' sowie 'Der Rabe' von Pleitgen und 'The Raven' von den jungen Tenören & Matern (Link öffnet in neuem Fenster!): https://www.luebbe.de/luebbe-audio/news/2015-06-22/zum-tod-von-christopher-lee-gratis-download-the-raven/id_5589121
Free Streams von 'Der Rabe' als Fan-Kunst
Natürlich darf hier nicht die Darbietung von 'EAPoeProductions' fehlen. Schließlich war der amerikanische Autor nicht umsonst Namensgeber für die eigenen Aktivitäten, wie in einem Community-Beitrag auf Youtube geschrieben steht: „Er war der Grund für die Eröffnung meines Literaturkanals und inspirierte mich selbst zu schreiben.“
Wobei gar nicht von einer (!) Darbietung geredet werden kann, da der alte Poet das Gedicht gleich mehrfach mitverschiedenen Übersetzungen bei Youtube interpretiert hat. Version 1 beruht auf dem Text von Hedwig Lachmann, Version 2 auf dem von Carl Theodor Eben und Version 3 auf dem von Theodor Etzel.
Dabei wird sehr schön deutlich, was für eine schwierige Aufgabe die Übersetzungsarbeit ist, wie 'EAPoeProductions' dazu anmerkt: „Müssen dabei doch nicht nur die Texte und ihr Gehalt, sondern auch die Reime und Wortspielereien einerseits naturgetreu, andererseits aber auch interpretiert wiedergegeben werden. Das macht solche Arbeiten zum einen sehr anspruchsvoll, zum anderen läßt es aber auch gewaltige Räume für Unterschiede offen.“
'Der Rabe' eingebettet in eine Rahmenhandlung
Auch für Folge 139 der Hörspielreihe 'Gruselkabinett' wird auf die Variante von Carl Theodor Eben zurückgegriffen. Von ihr heißt es bei 'Wikipedia', dass sie die „... der Originalversion bezüglich Inhalt und Reim am nächsten stehende Übersetzung ...“ sei.
Für das Hörspiel hat sich Regisseur Marc Gruppe zudem noch dafür entschieden, 'Der Rabe' mit der Erzählung 'Ligeia' von Poe zu verbinden. In der Geschichte trifft der Engländer Noel Baron (gesprochen von Johannes Raspe) die Dichterin Lady Ligeia (gesprochen von Kristine Walther). Er verliebt sich und heiratet sie.
Leider erkrankt sie schwer. Das Werk, an dem sie kurz vor ihrem Tod arbeitet, ist im Original 'Der Eroberer Wurm'. Im Hörspiel wird es durch 'Der Rabe' ersetzt. Ihr quasi letzter Wunsch ist es, dass ihr Mann es ihr einmal vorträgt.
Besonders gelungen und schaurig ist, dass dabei Lady Ligeia selbst die Rolle des Rabens übernimmt. So antwortet sie auf alle Fragen des Vortragenden mit einem erschreckenden „Nimmermehr“!
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