Am 21. September 1866 wurde Herbert Georg, kurz H. G. Wells, in Bromley (was heutzutage zu London gehört) geboren. Mit Science-Fiction-Klassikern wie 'Der Unsichtbare' und 'Krieg der Welten' wurde er weltberühmt. Den Grundstein für seinen Erfolg legte er aber davor schon 1895 mit 'Die Zeitmaschine'. 2017 wurden die Rechte dafür frei. Gleich mehrere Verlage vertonten daraufhin das Werk recht unterschiedlich, aber auf die jeweilige Art auch ziemlich gelungen!
„Offen gestanden bin ich überrascht, dass nicht noch viel mehr Wells gemacht wird“, erklärte Regisseur Oliver Döring damals im Interview mit 'Folgenreich' (das hier vollständig in einem neuen Fenster nachzulesen ist), für die er sein Hörspiel aufgenommen hatte. „Seine Geschichten bieten so viele Möglichkeiten einer Adaption, dass sich eigentlich jeder Hörspielmacher, der auch Science-Fiction-Liebhaber ist, darauf stürzen müsste.“
Er entschied sich dafür, die Vorlage zeitlich auf das Ende der Siebziger Jahre zu verschieben. Sein Zeitreisender (gesprochen von Hans-Georg Panczak) ist Professor an einer Uni. Als sich deren Leitung fragt, wofür er seine Universitätsgelder eigentlich nutzt beziehungseise ob er sie veruntreut hat, sollen zwei seiner Freunde da mal nachhorchen.
Was er dann Cabbs (gesprochen von Bernd Rumpf) und Peter (gesprochen von Udo Schenk) allerdings als Begründung präsentiert, ist einfach zu phantastisch: Das Modell einer Zeitmaschine. Doch da das als Beweis nicht ausreicht, bleibt ihm nichts anderes übrig, als selbst durch die Zeit zu reisen. Auf die Gefahren, die ihn allerdings in der Zukunft erwarten, ist er nicht vorbereitet ...
Zwei kostenlose Hörbuch-Varianten vorgestellt
'ZYX Music' wählte dagegen einen anderen Weg. Auf 4 CDs wird das Ganze als Hörbuch präsentiert. Später wurde es komplett kostenlos im eigenen Youtube-Kanal zum Abspielen hochgeladen und inzwischen fast eine halbe Millionen mal abgerufen. Die Annahme, dass es sich bei der Bearbeitung von Thomas Tippner allerdings um eine originalgetreuere Umsetzung handelt, stimmt so jedoch nicht.
Was Matthias Ernst Holzmann vorliest, ist ebenfalls in einigen Punkten angepasst worden. Deswegen heißt es aber ja auch, dass dieser Text nach Motiven von H. G. Wells angelegt wurde. Zum Beispiel gibt es gleich zu Beginn eine Szene, die erklärt, wie der Ich-Erzähler den Zeitreisenden überhaupt kennengelernt hat.
'EAPoeProductions' hält sich, soweit ich das nachvollzogen habe, sehr genau an das Vorlesen der Version in der Übersetzung von Felix Paul Grewe, wie sie hier im 'Projekt Gutenberg' kostenlos zum Nachlesen verfügbar ist. "Der alte Poet", wie sich der Macher dahinter nennt, interpretiert das Ganze äußerst angenehm. Der Free Stream ist hier in seinem Youtube-Kanal bereitgestellt.
Gut gekürzt ist halb gewonnen
Die kürzeste Hörspielfassung lieferte 2017 'Titania Medien' für ihre Serie 'Gruselkabinett'. Dass Regisseur Marc Gruppe sich nur gut eine Stunde Zeit für die Erzählung lässt, sagt jedoch nichts über deren Qualität aus – eher im Gegenteil.
Mit Sascha von Zambelly hat er die Hauptfigur auf jeden Fall ganz gut besetzt. Die Kritik an seiner Vorgehensweise bezüglich der Kürzungen kommentierte er 2018 im Interview mit 'Poldis Hörspielseite' (vollständig in neuem Fenster).
Der entscheidende Auszug dürfte dieser sein: „Damit es in der Zukunft nicht so unendlich wird, weil er sich dort ja auch nicht so toll mit den Menschen unterhalten kann, ist es da tatsächlich etwas gekürzt, aber es sind auch viele Dinge weggefallen, die ich ehrlich gesagt ziemlich unwichtig oder uninteressant finde. Das Hauptaugenmerk ist einfach die Geschichte um Weena und die Morlocks. Aber das kommt auch ganz oft aus einer Ecke von Menschen, die dann den Film mit dem Buch verwechseln.“
Die erwähnte Weena gehört zum Volk der Eloi, das im Jahr 802.701 scheinbar unter paradiesischen Umständen lebt. Die Morlocks hingegen schuften im Untergrund. Wer aber wirklich die Herrscher in dieser Zweiklassengesellschaft sind, muss der Zeitreisende eines Nachts auf erschreckende Weise erfahren ...
Annina Braunmiller-Jest spricht bei 'Titania Medien' die Weena. Bekannt ist sie vor allem als deutsche Synchronstimme von Kristen Stewart. Oliver Döring wählte Luisa Wietzorek für diese Rolle aus. Ihre Arbeit überzeugte ihn dabei so sehr, dass er ihr später die Hautrolle in seinem selbstgeschriebenen Werk 'Jori' gab.
Fiktion und Wirklichkeit
Noch eine kleine Randnotiz: Bei der nun noch einmal etwas intensiveren Beschäftigung mit der Geschichte fand ich ziemlich interessant, das H. G. Wells sich in seinen phantastischen Theorien für 'Die Zeitmaschine' auf einen seiner realen Zeitgenossen bezogen hat. In der Diskussion über die wissenschaftlichen Grundlagen erwähnt der Zeitreisende den kanadischen Mathematiker Simon Newcomb namentlich.
Welche Interpretation des Science-Fiction-Klassikers nun am besten gefällt, bleibt schwer zu sagen. Alle vier hier vorgestellten Arbeiten bewegen sich jedenfalls auf einem Niveau, bei dem es letztendlich wohl nur Geschmackssache ist, ob Hörspiel oder Hörbuch, Werkstreue oder Adaptation und diese oder jene Darbietung besser den eigenen Vorstellungen entspricht.
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